top of page

SCHUHEPUTZEN GEGEN DEPRESSION?




ein Paar rote Sneakers und der Text "Fühlst du dich depressiv?"

Ein inzwischen verstorbener Freund von mir hat mir im Laufe der Zeit immer mal wieder mit einem Lächeln erzählt, wie seine Oma ihm geholfen hat, aus den akuten Tiefen seiner Depression wieder herauszukommen. Und zwar genau mit dieser Aufforderung:

WENN DU SCHON DEPRESSIV BIST, DANN

PUTZ DOCH WENIGSTENS DEINE SCHUHE!

Eine weise Frau!

Depression ist zwar immer das Ergebnis einer tief liegenden Ursache, wogegen die Oma machtlos war. Aber der dunkle Zustand, in dem sich depressive Menschen befinden, ist eigentlich im Prinzip immer gleich und nur graduell verschieden von leicht bis sehr schwer. Mein Freund konnte seine Depression in der Öffentlichkeit gut überspielen, aber zuhause wurde er davon überfallen. Dieser Zustand ist ein einsames Leiden. Er ist Selbstmitleid, vor allem ist er Stillstand, Ausweglosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Passivität, Hingabe an das heulende Elend und er findet oft in der Horizontalen statt. Im Bett, auf dem Sofa.


Die Oma wusste aber ganz instinktiv, dass er in die Senkrechte musste, dass er ein klein wenig in die Bewegung kommen musste, dass er ein bisschen von seinem Fokus auf das Elend abgebracht werden musste. Sie wusste auch, dass er in diesem Zustand nicht sauber denken konnte. Aber Schuhe putzen, das geht, man bewegt sich ein bisschen und man kann das nicht im Liegen tun.

Mein Freund war ein braver Enkel, nahm sich einen Schuh nach dem anderen vor, stumpfsinnig und düster zuerst. Aber je mehr Schuhen er zu frischem Glanz verhalf, desto mehr hellte sich interessanterweise sein Gemüt wieder auf.

Warum?

Ein reines Ablenkungsmanöver, ein raffiniertes Verdrängen war das Schuheputzen nämlich nicht.

Ohne denken zu müssen, war mein Freund in den Zustand der Selbstwirksamkeit geraten, er war in das genaue Gegenteil seines vorherigen leidvollen apathischen Zustands gerutscht: Ich kann mit meinen Händen etwas bewirken und ich sehe es. Eine kleine körperliche Aktion und die sinnliche Wahrnehmung eines Erfolgs, der ihn befriedigte und sein System befriedete.

Natürlich war seine Depression damit kein bisschen verschwunden, weil das keine Arbeit an den Ursachen war. Aber die Arbeit an den Ursachen kann dann beginnen, wenn ein depressiver Mensch – immer wieder – merkt, dass er aktiv sein kann, dass er als Mensch - und nicht in seiner beruflichen Rolle! - etwas bewirken kann, und dass ihm das tatsächlich auch guttut.

Versuch es einfach mal: Schuheputzen gegen Depression!

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht wie mein Freund?

Ähnliche Hilfe gehabt?

Was hast du gemacht, wenn du ganz allein aus einem solchen Zustand wieder herausfinden musstest?

Ich freue mich auf deine Geschichte.


Alles Liebe Deine Claudia




1 Ansicht0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page